„Silicon Valley“ als Produkt betrachten

San Francisco war in diesen Tagen ein sehr intensives und eindrucksvolles Erlebnis. Ich gehe mit vielen interessanten und anregenden Impressionen nach Hause, aber auch mit einem Grummeln in der Bauchgegend. Seit meinem Besuch bei Dropbox, LinkedIn, DocuSign, PlugAndPlay etc bewegt mich seit dem der Gedanke, was ich für mein Unternehmen adaptiere. Und was wir auch für Deutschland adaptieren könnten. Ich versuche, meine Gedanken hier einmal zu sortieren. Ich bitte zu verstehen, dass dies sehr subjektiv ist. Jeder mag eine andere Meinung dazu haben und vielleicht habe ich auch nicht alle (richtigen) Fakten in den kurzen Tagen erhalten. Also los geht’s.

Das Silicon Valley

  • Das Silicon Valley umfasst den Bereich zwischen San Francisco und San Jose und sollte in etwa der Größe des Saarlands entsprechen.
  • Der Erfolg des Silicon Valley basierte anfänglich auf der Auftragsvergabe durch die ansässige Militärindustrie. Insbesondere durch die Transistoren- und Halbleiterindustrie hat dieser Region den Namen verliehen. Hier empfehle ich, sich zum Thema „Traidorous Eight“ einzulesen.
  • Die Militärausgaben umfassten im Jahr 2016 = 611 Milliarden Dollar (Vergleich: 41 Milliarden in Deutschland). Ein Großteil der Ausgaben sind Vergaben an die Wirtschaft, insbesondere in das Silicon Valley. Daran sieht man schnell, wie wichtig das Militär für die Wirtschaftsentwicklung dort ist.
  • Fasst man die Wirtschaftskraft dieser kleinen Region zusammen, so ist das Silicon Valley die zehntstärkste Wirtschaftsmacht der Welt.

Das Produkt, die Marke „Silicon Valley“

Wie schon erwähnt, ist das Silicon Valley zusammen genommen die zehntstärkste Wirtschaftsmacht der Welt. Die Verhaltensweisen, meine Beobachtungen und der Erfolg des Silicon Valley leitet sich für mich am klarsten ab, wenn man nicht die einzelnen Firmen, sondern das Silicon Valley in seiner Gesamtheit als ein Produkt oder Marke sieht. Und das dazugehörige Marketing. Wir sollten immer daran denken: Die USA sind die perfekten Entertainer und Perfektionisten im Marketing. Was meine ich damit:

Für ein erfolgreiches Produkt muss perfektes Marketing betrieben werden.

Für mich erklärt sich daraus, die ganze Mystik, Romantik und Glorifizierung der „Garagenfirmen“, die Bilder der Hippen Startups, des scheinbar grandiosen Work-Live-Balance. Das sehen aber nur wir. Die Realität sieht deutlich anders aus und ist jenseits dieser Romantik. Die erfolgreichsten Firmen des Silicon Valley sind industriell produzierte Firmen, durch z.B. Acceleratoren wie PlugAndPlay.

Für ein erfolgreiches Produkt muss es die besten Talente und Mitarbeiter geben.

Das romantische und coole Marketing der Marke „Silicon Valley“ ist notwendig, um die Talente aus der ganzen Welt schon fast magisch anzuziehen. Alleine über 60.000 Deutsche arbeiten dort. Ein herber Verlust an Fachkräften, den wir, auch ich in meiner Firma ganz persönlich, merke. Aber es ist natürlich cooler zu sagen, dass man mal für Google oder Apple gearbeitet hat. Aber Deutschland hat damit nicht alleine ein Problem. Extrem viele Asiaten und Inder befinden sich im Silicon Valley. Zieht man alle Einwanderer ab, so wird es ganz schnell ganz schön leer im Silicon Valley. Damit erklärt sich auch die Empörung der Einwanderungspolitik von Donald Trump durch die dortige Wirtschaft.

In ein erfolgreiches Produkt muss investiert werden.

Und das geschieht reichlich, denn wer mag nicht in die Rendite eines erfolgreichen Produktes investieren. Das Silicon Valley produziert industriell Erfolg, wobei man betrachten muss, dass nur ein Bruchteil der Gründungen überhaupt erfolgreich wird. Das Silicon Valley ist nicht eine einzige große Blase, sondern eine Ansammlung an zehntausenden Blasen, von denen fast alle platzen. Bei uns sind immer nur die Erfolge sichtbar, die aber entsprechend gigantisch sind. Aus diesem Grund wird in das Produkt „Silicon Valley“ aus der ganzen Welt investiert. 2015 wurden in das Valley 34 Milliarden Dollar Venture Capital investiert. In Deutschland 3,6 Milliarden. Ein Zehntel. Als Investor stecke ich mein Geld ja auch lieber in ein Produkt, was Hunderte Millionen Menschen Weltweit erreicht, statt maximal ein paar Millionen in Deutschland.

Ich war erschrocken, wir umfassend privates Kapital aus Deutschland dort investiert wird und nicht in unserem Land. Aber das ist Marktwirtschaft. Früher habe ich die strukturierte Gründungsmentalität („Gründungsfabriken“) in Deutschland kritisiert. Aber nur damit bleiben wir Wettbewerbsfähig (wenn man in diesen Dimensionen des Vergleichs zum Silicon Valley davon sprechen darf).

Zu einem Produkt und zum Marketing gehört ein guter Slogan.

Eine Mission, an die sich alle Mitarbeiter orientieren und mit dem man sich schnell identifizieren kann. Auch das bietet das Silicon Valley an jeder Ecke und wird nicht minder stets als „Weltverbessernd“ bezeichnet. Die Missionen und Visionen werden schon fast gebetsartig gepredigt. Für uns erschienen diese Missionen als das hohe Ziel der täglichen Arbeit – im Endeffekt stecken aber überall ganz einfache finanzielle Gründe der Mitarbeiter unter dieser Haube, wie ich auf der Seite „Mythen der Arbeitswelt Silicon Valley“ näher beleuchte.

Fazit

Versteht man das „Silicon Valley“ (inkl. San Francisco) als Produkt, als Marke, ergibt sich automatisch die Erklärung für seinen Erfolg.

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