Chef sein: Disruption

Offen über den Niedergang seines eigenen Business erzählen? Mhh …

Vor einigen Tagen war ich auf einem Bitkom Symposium im Canon Office in Krefeld. Ich bin bekanntermaßen Gründer einer Software für digitales Dokumentenmanagement (DMS/ECM). Ein sehr müßiges Business aber mit großem Potantial. Ich bin für den Arbeitskreis „Cloud und Services“ eingeladen worden, mit ein paar Kollegen eine kleine Podiumsdiskussion zu führen, wie sich die Welt in unserem Business ECM durch Cloud verändert.

Eine Teilnehmerin fragte, wie sich denn die Zukunft unseres Business gestalten wird. Ich führte hier meine Meinung aus: „Überlegen Sie mal, was Unternehmen derzeit machen: Sie erzeugen mit digitalen System aus Datenbanken mit strukturierten Daten ein wertloses digitales Dokument, z.B. eine Rechnung. Dieses Dokument wird in ein unstrukturiertes Format gewandelt, z.B. Papier oder via E-Mail als PDF. Sie senden es an einen Empfänger. Dort besteht für uns als Hersteller die Aufgabe, diese unstrukturierten Dokumente wieder in Daten umzuwandeln. Teilweise mit Erkennungsfehlern – viele Unternehmen tippen die Daten sogar noch manuell ab. Nur, damit diese Daten nach diesem Transportweg wieder in die Datenbank des Empfängers übertragen, abgeglichen und als Rechnung bezahlt werden kann.“, erklärte ich. „Was für ein Wahnsinn“, fuhr ich fort: „Das ist niemals die Zukunft. Stellen Sie sich eher vor, nur der Datensatz wird sicher digital zum Empfänger und Just-in-Time transportiert, sofort intelligent validiert und bezahlt.“

Entsetzt schauten mit meine Marktbegleiter und die Teilnehmer an. Die Frau entgegnete: „Sie sind ja mutig. Sie reden gerade davon, dass Sie für Ihr Business keine Zukunft sehen?“. „Richtig, nicht in der aktuellen Form.“, entgegnete ich. Stille.

Meine Einstellung dazu ist:

Wer heute als Sinnstifter seines Unternehmens nicht permanent disruptiv sein eigenes Geschäftsmodell und seine Produkte betrachtet, wird in der Zukunft der Verlierer sein. 

Ich bin davon überzeugt, dass ich mit dieser Ansichtsweise vielen in dieser extrem schnelllebigen Zeit weit voraus bin.

Vor einigen Tagen war ich auf einem Telekom-Event in Hamburg. Der wertvollste Beitrag kam am Ende in 15 Minuten von Vladimir Klitschko. Er erzählte aus seinem Leben und seinem Antrieb. Sein Resumé im Business: „Es ist egal, wie intelligent oder dumm du bist, ob du arm bist oder reich: Gewinnen wird immer der Anpassungsfähigste“. Letztendlich ist Disruption = Anpassungsfähigkeit. Zumindest für mich.

Ich empfinde es als eine Verpflichtung gegenüber meinen Mitarbeitern, die eigene Vision so auszuprägen, dass wir in diesen immer kürzer werdenden Innovationszyklen die Geschäftsmodelle – ja, sogar das ganze Produkt und damit den bisherigen Sinn gegen neue erfolgreiche Strategien ersetzen. Rechtzeitig und mit viel Mut.

Es ist heute nicht mehr die Zeit des Wartens und des Aushaltens. Ich beschäftige mich fast täglich reflektierend damit, wo die Reise hingeht. Meine Reise ist eine papierlose Zukunft im Büroalltag. Und da gibt es viele Wege, die zu dieser Vision führen. Eine disruptive Betrachtung des eigenen Business ist schmerzhaft und frustrierend. Es ist nervlich aufwendig und ungeheuer anstrengend. Liebhaber des New Work werden sich sicher den Luxus erlauben, das Teams sich mit dem Thema beschäftigen. Aktuell ist das nicht so meine Art, da die Betrachtung der Disruption des eigenen Business alles andere als motivierend für das gesamte Unternehmen, also aller Kollegen ist. Die Ergebnisse des Prozesses sind dann lieber Stellschrauben von mir an der aktuellen Strategie. Oder man stellt fest, dass es so derartig fundamentale Änderungen notwendig sind, dass man das ganze Unternehmen einmal neu umkrempeln muss, ohne in kleinen Schritten zu arbeiten. Auch dafür muss man offen sein. Mit allen Konsequenzen für ein Bestandskundengeschäft.

Ich bin mittlerweile so getrimmt auf diesen Prozess, dass ich die erschreckenden Reaktionen der Teilnehmer der Podiumsdiskussion mit meinen Ausführungen gar nicht erwartet hatte.

Eines sollte für jeden Unternehmer fest stehen: Gerade in diesem Augenblick denken andere über die Disruption dessen Business nach. In den Hotspots der Bay Area, Shenzhen oder Tel Aviv. So gibt es bereits eigene Messen zum Thema Disruption, z.B. die Discrupt in San Francisco. Ich bin mir sicher, gerade die Unternehmen und Unternehmer, die ein stark etabliertes marktführendes Business haben und sich nicht mehr hinterfragen, sind die idealsten Opfer der Disruption.

3 Kommentare zu „Chef sein: Disruption

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